Einen spannenden Einblick in die Persönlichkeitsentwicklung liefert das Modell von Robert Dilts. Er beschreibt dazu eine organische Entwicklung. Die übergeordnete Frage lautet: Wo muss man «stupsen», um einen Unterschied zu bewirken?

Nach Dilts können Lernen und Veränderung auf sechs Neurologischen Ebenen stattfinden:

  • Umwelt: Das ist alles, worauf wir reagieren, unsere Umgebung und andere Menschen, denen wir begegenen.
  • Verhalten: Dies sind die konkreten Handlungen, die wir ausführen, unabhängig von unseren Fähigkeiten.
  • Fähigkeiten: Dies sind die Gruppen oder Klassen von Verhaltensweisen, allgemeinen Fertigkeiten und Strategien, die wir in unserem Leben benutzen.
  • Glaubenssätze: Dies sind die verschiedenen Leitideen, die wir für wahr halten und als Grundlage unseres alltäglichen Tuns benutzen. Glaubenssätze und Einstellungen können sowohl Berechtigungen (permission) als auch Einschränkungen (limitations) beinhalten.
  • Identität: Dies ist mein grundlegendes Selbstbild: meine tiefsten, zentralen Werte und meine Aufgabe oder Vision im Leben.
  • Spiritualität: Dies ist die tiefste Ebene, wo wir die grössten metaphysischen Fragen betrachten und umsetzen. Warum sind wir hier? Was ist der Sinn unseres Lebens? Die spirituelle Ebene führt und formt unser Leben und gibt unserer Existenz eine Grundlage. Jeder Veränderung auf dieser Ebene hat tiefgreifende Auswirkungen auf alle anderen Ebenen. In gewissem Sinne enthält sie alles, was wir sind und tun, und doch ist sie keines von diesen Dingen.

Das Modell kann genauso gut auf Probleme angewandt werden. Wichtig für persönliche Veränderung ist, dass das eigene Verhalten nicht als Beweis für Identität oder (mangelnde) Fähigkeit verwendet wird. Ein Ergebnis falsch zu haben bedeutet zum Beispiel nicht, dass man per se in Mathematik schlecht ist.

Wenn Sie sich verändern wollen, müssen Sie Informationen sammeln, die wahrnehmbaren Teile des Problems, die Symptome, unter denen sie leiden. Dies ist der gegenwärtige Zustand. Weniger offensichtlich sind die zugrunde liegenden Ursachen, die das Problem aufrechterhalten. Hier kann die Frage «Was müssen Sie tun, um das Problem weiterhin aufrecht zu erhalten?» hilfreiche Einsichten bringen.

Anhand des Modells kann man erkennen, dass es zwei Arten von Konflikt geben kann: Es können zum Beispiel zwei Verhaltensweisen kollidieren. Sie können sich nicht entscheiden, ob sie im Wald spazieren gehen wollen oder doch lieber im Fitnessstudio einige Kraftübungen machen und landen am Schluss vor dem Fernseher. Es kann aber auch zu Zusammenstössen kommen, wenn etwas auf der einen Ebene gut ist und auf der anderen Ebene schlecht. Ein Schüler spielt vielleicht gut Theater, aber er glaubt, dass ihn das bei seinen Mitschülern unbeliebt machen würde. Deshalb lässt er es sein.

Die Art, wie wir Zeit betrachten, ist ebenfalls wichtig. Ein Problem hat vielleicht mit einem Trauma aus der Vergangenheit zu tun, das sich immer noch und immer wieder in der Gegenwart auswirkt. Es kann aber auch sein, dass die Vergangenheit uns eher als Ressource denn als Einschränkung dient. Andererseits können unsere Hoffnungen auf die Zukunft und unsere Ängste davor in der Gegenwart lähmen. Sie können sich ihr Leben wie eine Linie durch die Zeit vorstellen, die sich von der fernen Vergangenheit zur weiten Zukunft erstreckt, und Sie können sehen, wie der gegenwärtige und der erwünschte Zustand, Ihre Identität, Einstellungen, Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Umwelt alle mit Ihrer persönlichen Vergangenheit und Ihrer möglichen Zukunft in Beziehung stehen.

Veränderung auf einer niedrigeren Ebene verursacht nicht notwendigerweise Veränderungen auf höheren Ebenen. Eine Veränderung in der Umgebung wird wahrscheinlich nicht ihre Einstellung verändern. Wie Sie sich verhalten, verändert vielleicht einige Glaubenssätze über sie selbst. Jedoch wird eine Veränderung in der Einstellung definitiv auch Ihr Verhalten verändern. Veränderung auf einer höheren Ebene wird sich immer auf die unteren Ebenen auswirken. Sie wird durchdringender sein und länger anhalten. Wenn Sie also Verhalten verändern wollen, arbeiten Sie an der Fähigkeit oder den Glaubenssätzen. Wenn es an Fähigkeit mangelt, arbeiten Sie mit Einstellungen. Glaubenssätze bestimmen oder filtern Fähigkeiten, die Verhaltensweisen filtern, die wiederum unsere Umwelt filtern. Eine unterstützende Umwelt ist wichtig, eine feindliche kann jede Veränderung erschweren.

Es ist schwierig, Veränderungen auf der Identitätsebene oder darüber zu machen, ohne die entsprechenden Glaubenssätze und Fähigkeiten zu haben, die uns unterstützen.

Der Schlüssel ist Balance, das Gleichgewicht. Probleme entstehen aus mangelnder Balance. Robert Dilts hat die Konzepte der Neurologischen Ebenen, der Zeit und der Wahrnehmungspositionen im Vereinigten Feld zusammengefasst. Sie können es nutzen, um die Balance und die Beziehungen von unterschiedlichen Elementen bei sich selbst und anderen zu verstehen und festzustellen, wo Ungleichgewicht herrscht und Wege zu finden, eine gesündere Balance zu erreichen.

Ein wichtiger Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung sind zudem Glaubenssätze und Einstellungen. Weitere Informationen liefert dazu der folgende Blogbeitrag «Glaubenssätze und Einstellungen».

(Quelle: Neurolinguistisches Programmieren: Gelungene Kommunikation & persönliche Entfaltung, Joseph O’Connor, John Seymour, 2009, VAK Verlags GmbH, S. 131-137)

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